Fachberichte

In der Ausgabe 24/2013 der Kaninchenzeitung (www.kaninchenzeitung.de) erschien mein Bericht über die verschiedenen Zuchtverfahren, der freundlicherweise vom Redakteur Michael Krause freigegeben wurde.

Wenn man auf das nachfolgende Bild klickt, öffnet sich der Bericht als PDF-Datei in einem separaten Fenster.



Bericht als PDF-Datei (Acrobat Reader erforderlich)
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Enterocolitis = meine eigenen Erfahrungen
Hallo Zuchtfreunde, Stand: 08.06.06

mit Stand vom 19.03.06 berichtete ich vom erneuten Ausbruch der Enterocolitis.

Heute erhebt sich die Frage:
Enterocolitis: wieviel Bakterien- und Virenarten sind an dem Ausbruch dieser verheerenden Krankheit beteiligt?
Diese Frage konnte mir bisher noch niemand beantworten.
Ich bin der Meinung, das mindestens Clostridien, Coli-Keime und Coczidien daran beteiligt sind, glaube aber, das noch mehr Arten zu dieser „Mannschaft" gehören, die die Krankheit erst zum Ausbruch kommen lassen, von denen wir nur noch nichts oder zu wenig wissen.

Jedoch der Reihe nach:
Von den mir verendeten Tieren sandte ich im März 2 Tiere zur Untersuchung zu Frau Dr. Rossi. Das Ergebnis: Streptokokken und Staphylokokken, keine Clostridien und Coli-Keime, auch keine Rede von Coczidien. Nach dem Einsatz eines Mittels gegen Erstgenannte ging das Sterben dennoch weiter. Dieses mal schickte ich Kotproben von 4 verendeten Tieren auf Anraten von Dr. Thomas Schneider zum Tierärztlichen Gesundheitsdienst der LWK Nordrhein-Westfalen nach Bonn zwecks Untersuchung. Das Ergebnis: bei 2 Tieren massenhafter Befall mit Coccidienoocysten, bei einem Tier hochgradig und bei einem Tier mittelgradig. Zu mindestens das Letztgenannte Tier hätte daran nicht so plötzlich sterben dürfen, denn ein Krankheitsverlauf bei Coczidienbefall sieht erfahrungsgemäss anders aus. Da muss noch etwas anderes darunter stecken, denn was hat den Coczidien erst den massenhaften Ausbruch ermöglicht?
Auch eine Kur mit Baycox brachte keine wesentliche Besserung, er starben weitere Tiere. Nach erneuter Rücksprache mit Dr. Schneider meinte dieser, dass noch nicht alle Coczidien abgetötet wären und es deshalb einen erneuten Ausbruch gegeben hätte. Es folgte eine erneute Baycox-Kur. Hierzu muss ich sagen, dass ich die Dosis etwas erhöht hatte, damit auch jedes Tier genügend Wirkstoff aufnimmt, denn es ist unwirksam, wenn ein Tier zu wenig bekommt. Wenn die Dosis mit 1ml pro Liter Trinkwasser angegeben ist, das Tier jedoch lediglich einen halben oder viertel Liter trinkt nimmt es nicht die ganze Menge des in 1ml erhaltenen Wirkstoffes auf, den es jedoch benötigt, um die Coczidien wirkungsvoll abzutöten.

Bei einer kulturell-bakteriologischen Untersuchung wurde folgender Keimgehalt bei einigen Tieren nachgewiesen: mittelgradig Staphylokokken; coliforme Keime; Achromobacter sp. ; Acinetobacter sp.; und Providencia sp. Nach Aussage von Dr. Schneider soll Providencia sp. auch eine abgewandelte Coli-Keimform sein.
Für mich ist die Frage: welche Rolle spielen diese Keime in dieser „Mannschaft" und in wie weit tragen sie zum Ausbruch der Krankheit mit bei?

Rotaviren wurden nicht gefunden.

Eine Antibiotika-Resistenzprüfung ergab, das nur wenige Antibiotika zur Bekämpfung von Providenzia sp. geeignet sind. U.a. sind es Gentamicin, Neomycin, Cotrimoxacol, Apramycin, Ceftiofuf und Cefyuinom.

Was habe ich jetzt danach getan, um möglichst keine weiteren Verluste zu erleiden?
1.) Habe mein gesamtes Fütterungsmanagement umgestellt,d.h. ich habe die bisherige Pelletfütterung zur freien Aufnahme eingestellt und füttere jetzt das Havens-green, Premium-Fiber-Mix, ein Müsli aus Holland, was sehr gerne gefressen wird, mit wenig Rohprotein (14,1%) und viel Rohfaser(11,6%), hinzu ein wenig Ferkelvormast (18% Rohprotein), denn die Riesen benötigen auch in der Aufzuchtzeit etwas „power", um überhaupt zu gedeihen. Beides gibt es jedoch nicht zur freien Aufnahme, sondern rationiert, d.h. wenn ich abends gefüttert habe, muss der Futternapf am nächsten Mittag leer sein. Ist er das nicht, wird die Portion verringert.
Ich gehe wieder, wie früher schon, auf die Wiese und mähe mit der Sense grobes Wiesengras, das die Tiere sehr gerne fressen.
2.) als unterstützende Massnahme habe ich alle Buchten nach dem Ausmisten mit einer Essiglösung desinfiziert, vorher hatte ich die Buchten immer mit einem Bunsenbrenner ausgebrannt. Natürlich wurden auch wie immer, die Tränkeflaschen und Futternäpfe mit gereinigt und desinfiziert.
3.) um einen besseren pH-Wert zu erreichen gebe ich regelmässig einen Schuss Apfelessig ins Trinkwasser.

Seit 6 Wochen habe ich jetzt keine Verluste mehr gehabt und hoffe, dass es so bleibt. Was jetzt der genaue Grund dafür ist, d.h. welche ergriffene Massnahme die entscheidende war, kann ich momentan noch nicht sagen. Es wird sich jedoch erst richtig zeigen, wenn ich in ein paar Wochen die Mai-Tiere von der Mutter absetze.

Fazit:
Nach vielen Jahren der Beobachtung mit unterschiedlichen Verlusten komme ich zu folgendem Ergebnis:
durchgeführte Untersuchungen brachten fast immer ähnliche Ergebnisse(auch bei anderen Züchtern: trotz vorheriger Coczidiose-Kuren = massenhafter Cocidien-Befall), waren Zeit- und Kosten aufwendig, halfen jedoch nicht weiter.
der Einsatz der unterschiedlichsten Medikamente brachte keinen durchbrechenden Erfolg, war nur sehr kostspielig
die Forschung ist bisher noch nicht entscheidend voran gekommen und kann uns keine sichere Empfehlung gegen diese Krankheit geben

Deshalb kann ich lediglich meinen eigenen Erfahrungen folgen und mein Slogan heisst:
reduziert gefütterte Tiere = gesunde Tiere
stark gefütterte Tiere = tote oder kranke Tiere.

Das kann ich aufgrund langjähriger Beobachtungen belegen. In jedem Jahr habe ich einige Tiere, die für Ausstellungs- und Zuchtzwecke nicht geeignet sind, die werden zu Schlachtzwecken nur mit wenigen Pellets gefüttert, für die gibt es hauptsächlich Gras und Stroh. Von denen ist mir nie ein Tier an Enterocolitis eingegangen. Diese Tiere hatten auch nie breiigen oder weichen Kot, sie setzten immer schöne „Kügelchen" ab. Gestorben sind immer nur die Besten und schwersten Tiere eines Wurfes, die vermutlich auch die meisten Pellets aufgenommen hatten.
Und ich sage mir: warum benötige ich schon im Juli oder August Tiere, die 8,0 kg wiegen? Es genügt doch, wenn sie dieses Gewicht im November oder Dezember haben.

Sollte sich etwas Neues ergeben, halte ich euch selbstverständlich auf dem Laufenden.

Ewald Kremer, Cuxhaven