Von den mir verendeten Tieren sandte ich im März
2 Tiere zur Untersuchung zu Frau Dr. Rossi. Das Ergebnis: Streptokokken
und Staphylokokken, keine Clostridien und Coli-Keime, auch keine Rede von
Coczidien. Nach dem Einsatz eines Mittels gegen Erstgenannte ging das Sterben
dennoch weiter. Dieses mal schickte ich Kotproben von 4 verendeten Tieren
auf Anraten von Dr. Thomas Schneider zum Tierärztlichen Gesundheitsdienst
der LWK Nordrhein-Westfalen nach Bonn zwecks Untersuchung. Das Ergebnis:
bei 2 Tieren massenhafter Befall mit Coccidienoocysten, bei einem Tier
hochgradig und bei einem Tier mittelgradig. Zu mindestens das Letztgenannte
Tier hätte daran nicht so plötzlich sterben dürfen, denn
ein Krankheitsverlauf bei Coczidienbefall sieht erfahrungsgemäss anders
aus. Da muss noch etwas anderes darunter stecken, denn was hat den Coczidien
erst den massenhaften Ausbruch ermöglicht?
Auch eine Kur mit Baycox brachte keine wesentliche Besserung, er starben
weitere Tiere. Nach erneuter Rücksprache mit Dr. Schneider meinte
dieser, dass noch nicht alle Coczidien abgetötet wären und es
deshalb einen erneuten Ausbruch gegeben hätte. Es folgte eine erneute
Baycox-Kur. Hierzu muss ich sagen, dass ich die Dosis etwas erhöht
hatte, damit auch jedes Tier genügend Wirkstoff aufnimmt, denn es
ist unwirksam, wenn ein Tier zu wenig bekommt. Wenn die Dosis mit 1ml pro
Liter Trinkwasser angegeben ist, das Tier jedoch lediglich einen halben
oder viertel Liter trinkt nimmt es nicht die ganze Menge des in 1ml erhaltenen
Wirkstoffes auf, den es jedoch benötigt, um die Coczidien wirkungsvoll
abzutöten.
Bei einer kulturell-bakteriologischen Untersuchung wurde folgender Keimgehalt
bei einigen Tieren nachgewiesen: mittelgradig Staphylokokken; coliforme
Keime; Achromobacter sp. ; Acinetobacter sp.; und Providencia sp. Nach
Aussage von Dr. Schneider soll Providencia sp. auch eine abgewandelte Coli-Keimform
sein.
Für mich ist die Frage: welche Rolle spielen diese Keime in dieser
„Mannschaft" und in wie weit tragen sie zum Ausbruch der Krankheit mit
bei?
Rotaviren wurden nicht gefunden.
Eine Antibiotika-Resistenzprüfung ergab, das nur wenige Antibiotika
zur Bekämpfung von Providenzia sp. geeignet sind. U.a. sind es Gentamicin,
Neomycin, Cotrimoxacol, Apramycin, Ceftiofuf und Cefyuinom.
Was habe ich jetzt danach getan, um möglichst keine weiteren Verluste
zu erleiden?
1.) Habe mein gesamtes Fütterungsmanagement umgestellt,d.h. ich
habe die bisherige Pelletfütterung zur freien Aufnahme eingestellt
und füttere jetzt das Havens-green, Premium-Fiber-Mix, ein Müsli
aus Holland, was sehr gerne gefressen wird, mit wenig Rohprotein (14,1%)
und viel Rohfaser(11,6%), hinzu ein wenig Ferkelvormast (18% Rohprotein),
denn die Riesen benötigen auch in der Aufzuchtzeit etwas „power",
um überhaupt zu gedeihen. Beides gibt es jedoch nicht zur freien Aufnahme,
sondern rationiert, d.h. wenn ich abends gefüttert habe, muss der
Futternapf am nächsten Mittag leer sein. Ist er das nicht, wird die
Portion verringert.
Ich gehe wieder, wie früher schon, auf die Wiese und mähe
mit der Sense grobes Wiesengras, das die Tiere sehr gerne fressen.
2.) als unterstützende Massnahme habe ich alle Buchten nach dem
Ausmisten mit einer Essiglösung desinfiziert, vorher hatte ich die
Buchten immer mit einem Bunsenbrenner ausgebrannt. Natürlich wurden
auch wie immer, die Tränkeflaschen und Futternäpfe mit gereinigt
und desinfiziert.
3.) um einen besseren pH-Wert zu erreichen gebe ich regelmässig
einen Schuss Apfelessig ins Trinkwasser.
Seit 6 Wochen habe ich jetzt keine Verluste mehr gehabt und hoffe, dass
es so bleibt. Was jetzt der genaue Grund dafür ist, d.h. welche ergriffene
Massnahme die entscheidende war, kann ich momentan noch nicht sagen. Es
wird sich jedoch erst richtig zeigen, wenn ich in ein paar Wochen die Mai-Tiere
von der Mutter absetze.
|
Nach vielen Jahren der Beobachtung mit unterschiedlichen
Verlusten komme ich zu folgendem Ergebnis:
durchgeführte Untersuchungen brachten fast immer ähnliche
Ergebnisse(auch bei anderen Züchtern: trotz vorheriger Coczidiose-Kuren
= massenhafter Cocidien-Befall), waren Zeit- und Kosten aufwendig, halfen
jedoch nicht weiter.
der Einsatz der unterschiedlichsten Medikamente brachte keinen durchbrechenden
Erfolg, war nur sehr kostspielig
die Forschung ist bisher noch nicht entscheidend voran gekommen und
kann uns keine sichere Empfehlung gegen diese Krankheit geben
Deshalb kann ich lediglich meinen eigenen Erfahrungen folgen und mein
Slogan heisst:
reduziert gefütterte Tiere = gesunde Tiere
stark gefütterte Tiere = tote oder kranke Tiere.
Das kann ich aufgrund langjähriger Beobachtungen belegen. In jedem
Jahr habe ich einige Tiere, die für Ausstellungs- und Zuchtzwecke
nicht geeignet sind, die werden zu Schlachtzwecken nur mit wenigen Pellets
gefüttert, für die gibt es hauptsächlich Gras und Stroh.
Von denen ist mir nie ein Tier an Enterocolitis eingegangen. Diese Tiere
hatten auch nie breiigen oder weichen Kot, sie setzten immer schöne
„Kügelchen" ab. Gestorben sind immer nur die Besten und schwersten
Tiere eines Wurfes, die vermutlich auch die meisten Pellets aufgenommen
hatten.
Und ich sage mir: warum benötige ich schon im Juli oder August
Tiere, die 8,0 kg wiegen? Es genügt doch, wenn sie dieses Gewicht
im November oder Dezember haben.
Sollte sich etwas Neues ergeben, halte ich euch selbstverständlich
auf dem Laufenden.
|